Die Literarische Sprechstunde des Bürgervereins. Thema am 4. Oktober 2021: Der Roman von Juli Zeh – Über Menschen

Juli Zeh - Über Menschen, eine Juristin als Autorin, Foto: Christine Burger

Nicht nur Fontane ließ sich von der Landschaft der Mark Brandenburg beeindrucken. Bis zum heutigen Tag zieht es immer wieder Künstler in diesen Landstrich. So auch Juli Zeh, die 1974 in Bonn geboren wurde. Die promovierte Juristin ist als Richterin am Verfassungsgericht Brandenburg tätig. In den äußerst selten vorkommenden Literatursendungen des Fernsehens ist zu sehen. Sie lebt in einem kleinen Dorf in Brandenburg. Der ländliche Raum und dessen Bewohner bilden die Kulisse des Romans „Über Menschen“. Bekannt wurde Zeh bereits 2001 mit ihrem Debüt-Roman „Adler und Engel“ und „Unterleuten“. Für ihre Arbeiten wurde sie bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Die Protagonistin des Romans „Über Menschen“ ist Dora, eine Mittdreißigerin. Als Berliner Werbetexterin und Tochter eines angesehenen Charité-Arztes ist sie in einem bestimmten Milieu aufgewachsen. Binnen kurzer Zeit krempelt die Pandemie ihr Leben um. Dora wird arbeitslos und ihr Freund mutiert vom Klimaaktivisten zum Coronawarner. Dora ist genervt von ihrem Partner, trennt sich von ihm. Sie geht ihren eigenen Weg.

In Bracken kauft sie vom Erbe ihrer verstorbenen Mutter ein heruntergekommenes Gutsverwalterhaus. Dora hat vom Gärtnern und vom leben auf dem Land keine Ahnung und steht ungeahnten Problemen und Mühen gegenüber. Sie lernt ihren wichtigsten Nachbarn kennen. Diese Nachbarschaft und die Unordnung drohen, sie zu überwältigen, es ist schwer für sie alles in den Griff zu bekommen. Sie lernt mehr und mehr ihre neue Umgebung kennen. Da ist u.a. Sadie, alleinerziehende Mutter mit Migrationshintergrund und Franzi, die Tochter des Nachbarn Gotes, die zu ihrem Vater zog. Ihre Sehnsucht nach einer neuen Familie berührt Dora. Als ihr Nachbar Gotes erkrankt, vermittelt sie ihm eine Behandlung bei ihrem Vater. Der unheilbar Kranke zieht es vor, sein Leben zu beenden.

Juli Zeh gelingt es, Raum und Menschen zu beschreiben. Dora als Großstadtmensch, gebildet, digital, mobil, steht heimatverbunden-bodenständigen Dorfbewohnern gegenüber. Natürlich rückt auch die rechte Szene in den Brennpunkt.

Wer ist der „Bessere“? Was sagt der Titel aus? Übermenschen oder über Menschen?